Das Kapital

Plays Hanns Eisler - Conflicts & Conclusions

(Das Kapital Records/NRW)

Das Kapital - Plays Hanns Eisler – Conflicts & ConclusionsImmer wieder werden Komponisten als kontaminiert rubriziert und dann schnell vernachlässigt. Vorschnell, wie die Hanns-Eisler-Interpretationen des deutsch-französisch-dänischen Trios Das Kapital aufs Schönste beweisen. In einer großen Rückrufaktion reanimieren Daniel Erdmann, Edward Perraud und Hasse Poulsen den kompositorischen Querdenker und demonstrieren wie beiläufig, wie man dem Jazz der Gegenwart zu Relevanz verhelfen kann, indem man mit einer Verjüngungsspritze einen Umstrittenen von Vereinnahmungen befreit. Im vorigen Jahr gab es dafür den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik und überhaupt sehr viel Euphorie. Der Schoß ist fruchtbar noch, denn Teil 2 dieser Anverwandlungen hält wunderbar die Höhe und zeigt wieder, dass sich diese Musik auch an die Nachgeborenen richtet. So können geradezu unverschämt und ohne Banalität oder Nostalgie schon im Einstieg Staub und Patina weggepustet werden von der Hymne des ehemaligen Landes DDR, um im Fortgang der mal ruppigen, mal balladesken, jedoch stets zugeneigten Ereignisse Brechts „Friedenslied“, dem abgelehnten Alternativ-Hymnenvorschlag fürs gemeinsame Deutschland, Zug und rockigen Esprit zu geben. In einer gerechten Welt wäre das ein Hit. 14 Stücke hört man, von denen jedes auf überraschende Weise neu und anders ist. Das ergibt politische und gar nicht an den Tag gebundene Klänge, die bestehen, indem sie sich bekennen und einen Komponisten souverän auf der Höhe der Zeit justieren.

Text
Ulrich Steinmetzger
, Jazz thing 91

Veröffentlicht am unter Reviews

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