David Binney
Anacapa
(Criss Cross/Harmonia Mundi)
Solch ein Panorama dürfte nicht so leicht zu toppen sein: Immer, wenn sich David Binney auf den Weg zur Schule machte, sah er die vor der kalifornischen Küste im Pazifischen Ozean gelegene Vulkaninsel Anacapa. Die Erinnerung daran, aber auch die kreative Wegstrecke, die der mittlerweile über 50-jährige Saxofonist mit einigen der mitwirkenden Musiker – den Gitarristen Adam Rogers und Wayne Krantz – zurücklegte, inspirierten ihn zu dem gleichnamigen Konzeptalbum. Es ist reich an verblüffenden Einfällen, die sich bereits in den in glitzernde Synthesizersounds getauchten Melodien von „She Loves, Introduction“ andeuten. Anders als bei den meisten seiner Vorgängeralben verharrt Binney nicht nur im spannenden Modern und Mainstream Jazz, sondern reichert diesen mit sorgsam dosierten Spuren von elektronischer Musik, Pop und Reggae an. Auch wenn Themen wie „Massive Humanity“ und „Santo Spirito“ mit einem rockigen Beat daherkommen, ändert das nichts an Binneys Improvisationen, die mit ihrem melodiösen Gehalt aus jedem Stück eine spannende musikalische Story machen. Dazu passt auch sein Statement: „Ich verändere mich immer, sowohl als Musiker als auch als Komponist.“ Bei diesem Vorhaben kann er sich auf die fantasievollen Einfälle von John Escreet stützen. Der um zwei Generationen jüngere Pianist seiner Band hat immer passgenaue Ergänzungen für die Chorusse des Leaders.