Defne Şahin
Unravel
(Fresh Sound/FMS)
Immer diese kosmopolitischen Freigeister! Sie leben in einem bestimmten Winkel der Erde, wurden in einem anderen geboren, reisen viel, fühlen sich überall zu Hause und lassen sich nirgendwo richtig verorten, auch stilistisch. Defne ?ahin, in Berlin aufgewachsene Deutschtürkin mit Zwischenstationen in Barcelona, Salvador de Bahia, Istanbul und New York, passt perfekt in dieses Weltbild. Als Zögling der „Jazz thing Next Generation“ war es für die Vokalistin sowieso Ehrensache, sich weiterzuentwickeln. Nach „Yaamk“, ihrem rein türkisch gesungenen Debütalbum, folgt jetzt „Unravel“, was so viel bedeutet wie „entfalten“. Dieser Selbstfindungsprozess funktioniert bei der 32-Jährigen inzwischen in alle Richtungen. Aus orientalischen Einflüssen, arabesken Verzierungen, ungeraden Grooves, Standards („Skylark“), Songs des brasilianischen Songwriters Djavan („Maçã“), Shakespeares (!) „Sonet 18″ und einem flexiblen Trio baut sie sich mithilfe des Produzenten Guillermo Klein ihren eigenen Horizont. Ein bisschen viel vielleicht. Aber Defne greift dort Stimmungen auf und wird mit jeder Klanglandschaft eins, ohne dabei ihre Identität zu verlieren.