Dhalgren
Songs From A Dystopian Utopia
(Boomslang/Galileo MC)
Melancholische Geschichten aus dem Alltag und sarkastisch ausformulierte Utopien, die davon gar nicht so weit weg sind, bevölkern das zweite Liederalbum des Wahlberliners Chris Dahlgren. Der Jazzbassist aus New York, der vor ein paar Jahren sein Instrument eine Zeit lang in die Ecke stellte und zum Songschreiben fand, hat für das Projekt einen Buchstaben seines Namens anders platziert, mit dabei sind Vibrafon, Drums und E-Gitarre. Den Kontrabass hat Dahlgren Sidney Werner überlassen, er selber spielt Gitarre und Gambe. Und singt mit einer derart souverän phrasierenden, relaxten Samtstimme, dass man sich wundert, wieso dieses Talent des Jazzers erst so spät zum Zuge kommt. Mit leichtem Understatement schafft Dahlgren sich durch folky gewandete Harmonien, malt Meditatives mit seiner Gambe, der Gitarrist greift in die Country-Kiste, die Band groovt abgehangen Brasilianisches. Doch selbst unter sanft gründelnden Melodien und hypnotischen Mantras rauscht es, tun sich Kontraste auf, welche die Musik ins Freie befördern. Auch ein Lullaby kann da verstörend wirken. Sehr beeindruckend.