DRA

Typology

(enw/christopher-dell.de/enw.htm))

DRA – Typology (Cover)Der Beifall nach den Stücken unterbricht ihren Fluss, ist aber vielleicht als Indikator dafür gedacht, dass diese Musik in der seltenen Besetzung Vibrafon (Christopher Dell), Bass (Christian Ramond) und Schlagzeug (Felix Astor) tatsächlich beim Publikum ankommt. Aber genau das ist überflüssig, denn sie tut es. Je länger, je lieber. Was man hört, ist wie Schach spielen zu dritt, ist wie gemeinsame Introspektion, intellektuell abstrahiert hin zu Eigenem. Das ist wie ein langsam und konzentriert erarbeitetes Credo künstlerischen Tuns zu Dells auch in Buchform veröffentlichten Theorien der Improvisation und ihrer Bedeutung fürs Künftige. Acht vertrackte Labyrinthe hört man, dicht, flirrend, bizarr als aktuelle Ergebnisse eines seit gut zehn Jahren behutsam und detailgenau betriebenen Work-in-Progress. Ensemblespiel statt Solo, ein komprimiertes Geflecht stählern perkussiver Improvisationswege hinein in kühl kalkulierte Klangarchitekturen: eine futuristische Traditionsaufhebung. Ein gleichermaßen sinnliches wie sprödes „Um die Ecke denken“ hört man, eine Theorie in die Praxis überführt als dynamisch voneinander abhängige Aktion.

Text
Ulrich Steinmetzger
, Jazz thing 104

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025