Eliane Elias
I Thought About You
(Concord/Universal)
Dass Eliane Elias eine virtuos auftrumpfende Pianistin ist, die sich auf unterschiedlichen stilistischen Terrains gut auskennt, das weiß man längst. Doch was sie dazu gebracht hat, ein Album ganz der Cool- Jazz-Ikone Chet Baker zu widmen, das wird nach dem Hören von „I Thought About You“ nicht klar – obwohl (oder gerade weil?) Elias eigentlich alles richtig gemacht hat. Ihr ausgewähltes Repertoire liefert einen Überblick über das Œuvre des 1988 unter mysteriösen Umständen gestorbenen Trompeters, mit den Musikern, die sie mit ins Studio genommen hat, spielt sie seit Langem zusammen – allen voran ihr Ehemann Marc Johnson am Bass, auch ihr Ex-Ehemann Randy Brecker (Trompete), Steve Cardenas (Gitarre) oder Victor Lewis (Drums) waren mit dabei. Doch das, was sich Elias am sehnlichsten wünscht, nämlich die Emotionalität und die Klasse Bakers aus der Perspektive einer Musikerin von heute neu zu betrachten, missglückt: Sie stellt den Trompeter zwar auf den Sockel und kniet davor nieder, aber die Ehrfurcht vor dessen Größe macht es ihr unmöglich, dem „Vorbild“ auch nur annähernd gerecht zu werden. Anstatt über Bakers Klasse zu reflektieren, interpretiert sie mit ihrer Band dessen Werk wie eine zweitklassige Coverband, Bakers Coolness und Hippness verwechselt sie mit instrumentaltechnischer Exegese, das „Wahre“ und „Echte“ in dessen Spiel mit abgeschmacktem Kitsch. Grotesk wird es aber dann, wenn Elias singt: Sie scheint ihre Stimmlage gepitcht zu haben, um dem Timbre von Bakers Gesang nahezukommen – sinnbildlich für ihre Distanz zum Sujet.