Erin Boheme
What A Life
(Heads Up/in-akustik)
Man kann es als beinharter jazzpolizeilicher Glaubenskrieger natürlich rundweg verteufeln, was Erin Boheme da auf ihrem zweiten Album „What A Life“ abliefert. Zehn Songs, die sich allesamt trügerisch ins Ohr schleichen und dann im Kopf festfressen. Pop, so wie ihn der puristische Jazzfan schon immer abgelehnt hat: kreativ, virtuos, in Grenzbereichen fischend und vielleicht gerade deshalb erfolgreich. Im vorliegenden Fall auch noch ziemlich gelungen. Nicht umsonst steckt hinter der 24-jährigen Vokalistin mit Produzent Michael Bublé ein großer Name, der sich selbst exakt mit diesem Konzept vom namenlosen Crooner zum absoluten Weltstar emporarbeitete. Für Boheme war die Zusammenarbeit mit dem kanadischen Sinatra-Wiedergänger sowieso das Beste, was ihr passieren konnte. Deren warme, emotionale und technisch enorm entwickelte Stimme wäre beim Absingen von Standards in irgendwelchen New Yorker Diners wahrscheinlich zwischen Hauptgang und Dessert verschüttgegangen. Ganz zu schweigen von den außergewöhnlichen Songwriter-Qualitäten der Amerikanerin, deren intelligent-anrührende Resultate problemlos neben Coldplay („In My Place“) oder David Foster („The Last Time“) bestehen können. Schön zu sehen, dass sich eine talentierte Jazzsängerin auch mal traut, das Richtige zu tun. Wer Bublé mag, der wird die Boheme lieben.