Frederik Köster
Die Verwandlung - Tension/Release
(Traumton/Indigo)
Der vielfach mit Preisen dekorierte Trompeter, Trompetenlehrer und hier auch wieder Flügelhornist Frederik Köster geht nicht den einfachen Weg, auch und erst recht nicht mit seinem in gemeinsamer Spielpraxis intuitiv zusammengewachsenen Quartett Die Verwandlung. Eben darum klingt die neue CD wieder vom Start weg wie ein Unikat, in dem Vorbilder zwar antizipiert sind, aber nicht kopiert werden. Mit Tastenmann Sebastian Sternal, Bassist Joscha Oetz und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel pflegt er nicht das orthodoxe Thema-Solo-Thema-Ding und vermeidet Klischees in seinen zehn weitgehend notierten Stücken, die dem Titel gemäß zwischen Spannung und Entspannung changieren, zwischen Kontemplation und Ekstase. Köster phrasiert seinen Ton gestochen scharf, oft strahlend, und verweigert sich dem gängigen Swing. Vielmehr siedelt er im Offenen, schreitet aus in weiten und doch griffigen Bewusstseinsströmen, ohne eine revolutionäre Attitüde vor sich her zu tragen. Das öffnet Türen zum Durchschreiten von Räumen, die möbliert, aber nicht zugestellt sind. Es ist alles andere als Zufall, wenn er für den kunstliednahen Song dieses Albums mit Tobias Christl einen Text von James Joyce vertont, dem Meister des „Stream of Consciouness“. Insgesamt ergibt das Musik, die pointiert und schwer vorhersehbar in vielen Facetten schillert und die Spannung hält.