Gabriel Coburger Quartet
Weirdo
(Wizmar/NRW)
Kann man bei einem Blick auf das Booklet vorausahnen, welche Musik einen im Inneren erwartet? Im Falle des Saxofonisten und Flötisten Gabriel Coburger eigentlich schon. Über denkende Umwege. Denn Titel wie „Groovin Low“, „Trash Ballad“, „Bluesy Bastard“ oder „Tonziehen“ bedürfen durchaus einer gründlichen Reflexion. Genauso wie die Musik des Mannes, den das Internetportal kulturport.de einst martialisch „den Knochenbeißer des Hamburger Jazz“ nannte, kein Easy-Listening-Produkt sein will. Der 46-jährige Reedsplayer mit dem immensen Erfahrungsschatz und dem vorurteilsfreien Rundumblick schürft auf seiner aktuellen CD konsequenter denn je nach der Essenz seines eigenen Spiels, das behände zwischen kompromissloser Wucht und einschmeichelnder Wärme chargieren kann. Mithilfe der markanten Trompetenstimme Claus Stötters und des wehmütigen Akkordeons von Jakob Neubauer geht Coburgers Langzeit-Quartett weit über die Grenze dessen, was dem konditionierten Jazzhörer vertraut zu sein scheint, hinaus. Die vier schaffen tanzende Klangmobile oder in Eis erstarrte Fragmente. Sie liefern keine isolierten, beifallheischenden Soli, sondern bieten Stimmungsbilder, Melodiefragmente, Rhythmusstrukturen, Harmoniekürzel. „Weirdo“ funktioniert vor allem als Gesamtkunstwerk. Wer nur kurz weghört oder dabei telefoniert, versäumt eine ganze Menge.