Gary Peacock / Marilyn Crispell

Azure

(ECM/Universal)

Gary Peacock / Marilyn Crispell – Azure (Cover)Zwei, die nichts mehr beweisen müssen und es eben deswegen tun. Im Trio mit dem nun fehlenden Paul Motian haben Marilyn Crispell und Gary Peacock berückende Aufnahmen vorgelegt. Ohne ihn nun geben sie sich dezente Steilvorlagen in ihren akustischen Dialogen für Klavier und Kontrabass, Impulse und unverhoffte Wendungen, die sie umspielen und in wieder neuen Richtungen fortsetzen, auf dass sich diese luftig intensive Kammermusik entwickelt. Lyrische Stücke, eins klingt nach Folksong, andere greifen kraftvoll ins Freie, je ein schön integriertes Solostück, allesamt Eigenkompositionen, die auf jahrzehntelangen Erfahrungen mit kontrollierter Spontaneität fußen. Pianistin Crispell (66) pflegte bei allem Eruptiven stets auch das Kontemplative und speist in diese souveräne Musik ihre vielfältigen Erfahrungen in diversen Duokonstellationen ein. Bassist Peacock (78) ist eher ein Storyteller als ein Timekeeper, das machte ihn zum idealen Partner für Pianisten wie Bill Evans, Paul Bley, Keith Jarrett, Marc Copeland oder Masabumi Kikuchi. Beide sind überlegt überlegene Legenden des modernen Jazz. In Upstate New York leben sie nicht weit voneinander. Deswegen und auch ihrer beiderseitigen Angezogenheit von Buddhismus und Meditation wegen haben sie die gegenseitigen Bezüge ihrer Lebenshaltungen in gemeinsame Konzerte einfließen lassen. Dies nun ist ihre erste gemeinsame Duo-CD. Sie ist von flirrender Schönheit.

Text
Ulrich Steinmetzger
, Jazz thing 100

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025