George Benson
Weekend In London
(Provogue/Rough Trade)
PRO
Nicht viele George-Benson-Fans kamen in den Genuss dieses Londoner Gastspiels, und wer den Jazzclub Ronnie Scott’s kennt, weiß auch, warum: Der Laden ist nicht besonders groß. Umso verblüffender, dass Benson hier mit großem Besteck inklusive Bläsern und Backgroundsängerinnen agiert. Der versierte Gitarrist und Sänger ist auch ein begnadeter Entertainer und weiß, was seine Fans hören wollen. Also gibt es Fassungen von Benson-Klassikern wie „Love X Love“, „Turn Your Love Around“ und ein ausuferndes „Give Me The Night“ zu hören. Benson greift aber auch tief in die Kiste diverser Soul- und Rock-‘n'-Roll-Klassiker und gibt etwa Donny Hathaways „The Ghetto“ oder den Dave-Bartholomew-Song „I Hear Your Knocking“ zum Besten. „Wir wissen, was die Leute hören wollen“, so Benson – und die enthusiastischen Reaktionen seines Publikums geben ihm recht.
Rolf Thomas
KONTRA
George Benson bringt ein Live-Album heraus, aufgenommen im Ronnie Scott’s in London. Da war er zu Gast im vergangenen Jahr und hat seine alten Gassenhauer vor kleinem Publikum gespielt. Das war bestimmt schön, wenn man dort war und in Erinnerungen schwelgen wollte. Benson geht aber stramm auf die 80 zu, die Eleganz seiner Stimme ist einer angestrengten Brüchigkeit gewichen. Das wäre ja okay, wenn er heute den Blues singen würde. Aber nein, er klammert sich an seinen alten Sound und setzt ganz auf den groovigen Soul-Jazz von einst, der ihn berühmt gemacht hat. Und dieser Musik fügt er auch kein Gramm Neuigkeitswert zu, stattdessen gibt es Streicher aus der Dose. Was letztlich nur bedeutet, dass Klassiker wie „Give Me The Night“ oder „Nothing’s Gonna Change My Love For You“ zwar immer noch virtuos gespielt werden, aber kein neues Feuer entfachen.
Ralf Deckert