Ghostpoet
Some Say I So I Say Light
(PIAS/Rough Trade)
Wer ist Ghostpoet? 2011 wurde der Mann aus dem Nichts heraus für den „Mercury Prize“ nominiert, mit einem auf dem Heimcomputer zusammengebastelten Debütalbum namens „Peanut Butter Blues“. Gewonnen hat dann doch PJ Harvey, doch Obaro Ejimiwe, ein athletischer Studententyp, Jahrgang 1983, mit Glatze und hipper Hornbrille, gilt seitdem als die neue Hoffnung des britischen Rap … mit Unterstützung von Brownswood-Chef Gilles Peterson und jener Aura, die im Wörtchen „Ghost“ so mitschwingt: Ghost Dog, Ghostface Killa, „Ghosttown“ von den Specials. Für den Nachfolger schaltete Ghostpoet die Produktion einen ganzen Gang höher: Schlagzeuglegende Tony Allen und Gitarrist Dave Okumu sorgen auf „Plastic Bag Brain“ für Afrobeat- Schwingungen, Sängerin Lucy Rose haucht ein gainsbourgeskes Duett in „Dial Tones“ und Produzent Richard Formby warf all dem ein mal üppig orchestriertes, meist aber kratzig-spartanisches Soundkleid über, das nur durch Echos und Produktionsmittel mit den Clubsounds der Stunde verbunden ist. Ghostpoets Lyrik kommt direkt aus dem Leben: aus der U-Bahn oder vom Fenster seiner kleinen Bude in Dalston. Es sind Meditationen über und Metaphern aus dem Alltag, angerührt mit Melancholie und dem Zeug, aus dem Mercury-Nominierungen gemacht sind: Irgendwie hat er die Schnittmenge aus Roots Manuva (ohne Swagger), Tricky (ohne Neurose), Gonja Sufi (mit Stimme) und The Streets (mit Melatonin) gefunden. Eine neue Kunstfigur im Äther 2.0: ein leiser Geist, der dir seine Verse über die Schulter ins Ohr flüstert – und wenn du dich umdrehst, ist niemand da.