Gonzalo Rubalcaba
Borrowed Roses
(Top Stop Music)
Sein drittes Piano-Solo-Album hat der Kubaner Gonzalo Rubalcaba am frisch restaurierten heimischen Bösendorfer eingespielt. Vielleicht ist die vertraute Umgebung auch ein Grund, warum seine musikalische Auseinandersetzung mit zwölf allseits bekannten Standards aus dem „Great American Songbook“ so intim, so introspektiv ausgefallen ist. Der 60-Jährige nutzt die Klassiker nie als Vehikel, um seine immense Virtuosität auszuspielen, sondern versucht die atmosphärischen und harmonischen Optionen der Evergreens zu ergründen. Dabei lässt er sich viel Zeit und beweist ein untrügliches Gespür für Timing und Dosierungen. „Someone To Watch Over Me“, „Lush Life“ oder seine fast andachtsvolle Interpretation von Stings „Shape Of My Heart“ sind zum Heulen schön. In das sehr bewegte „Take 5″ baut er delikate rhythmische Stolpersteine ein und im ungewöhnlich munter angegangenen „Night And Day“ piksen Sekund-Intervalle wie Nadelspitzen. Rubalcabas „Borrowed Roses“ ist ein Meilenstein.