Gregory Porter
Nat King Cole & Me
(Blue Note/Universal)
PRO
Das Album wird die Gemeinde spalten. Denn alle, die Gregory Porter vor allem als Jazzsänger schätzen, werden ihn an den Streicherhimmel verloren glauben. Alle anderen aber, die ein sentimentales Herz haben, werden dahinschmelzen. Denn Porter gönnt sich mit „“Nat King Cole & Me““ eine Verneigung vor dem Idol seiner Sangeskunst. Obwohl ein Album voller akustischer Oldtimer und gestaltet im Stil wolkigen, orchestralen Entertainments, wird es zu einem persönlichen Statement, dem man anmerkt, dass Porter nicht nur ein herausragender Sänger ist, sondern die Details des Cole-Kosmos bis in die letzte Faser verinnerlicht hat. Dass außerdem Kollegen wie Pianist Christian Sands, Bassist Reuben Rogers und Schlagzeuger Ulysses Owens als swingende Basis mitwirken und der Pathos-Guru Vince Mendoza die Arrangements geschrieben hat, hilft dem Tribute, großes amerikanisches Hörkino zu werden.
Ralf Dombrowski
KONTRA
Gregory Porter ist der Lieblingskuschelbär des zeitgenössischen Jazzgesangs. Der Mann mit der Mütze darf alles. So könnten wir ihm auch fast diese Sammlung von Songs von Nat King Cole durchgehen lassen. Aber eben nur fast. Verglichen mit dieser CD ist der Buena Vista Social Club eine linksradikale Guerillatruppe. Porter versetzt uns zurück in eine Zeit, in der Schwarze im amerikanischen Entertainment die Rolle von Hofnarren spielten. Wir müssen an dieser Stelle nicht diskutieren, inwiefern Coles Crooning seinerzeit zur Emanzipation des schwarzen Songs beigetragen hatte. Hier geht es um die Frage, wofür wir Porters lauen Cole-Aufguss unter dramatischem Geigenhimmel heute brauchen? Wer es sich auf dem Heilewelt-Plüschkissen bequem machen will, ist mit dem Album bestens bedient. Alle anderen können sich die Frage, was beim Mischen von Sepia und Rosa rauskommt, selbst beantworten.
Wolf Kampman