Grete Skarpeid
My Songs
(Neuklang/edel)
Eines vorweg: Grete Skarpeids Stimme darf man nicht an der einer „echten“ Jazzsängerin messen. Mit einem glockenhellen Sopran gesegnet, jagt die Norwegerin gleich im Opener „Valley Of Sjo“ wie eine vom Stapel gelassene Operndiva durch die Koloraturen, während ihre akustische Band ein erstaunlich rockiges Brett darunterlegt. Möglicherweise nervt das auch einige. Sie sollten weiter zuhören. Denn Skarpeid gelingt es mit dem kubanischen Pianisten Aruán Ortiz sowie einer unkonventionellen Besetzung (Akkordeon, Cello, Gitarre, Perkussion, Bass), einen normalerweise unvereinbaren Bogen zwischen Südamerika und Nordeuropa, Salsa und skandinavischen Volksliedern, Jazz und Klassik zu schlagen. Denn Berührungspunkte zwischen all diesen Extremen gibt es eigentlich keine. Dass die Combo diesem gewagten musikalischen Eintopf dennoch eine interessante Geschmacksrichtung verleiht, liegt an der intelligenten Herangehensweise. Die mal behutsam, dann wieder fordernd eingesetzten Instrumente wirken dabei wie ein Amalgam. So kann es passieren, dass ein Stück wie „The Sun“ klingt, als wäre der Tango in Skandinavien erfunden worden.