Hang 'Em High
Hang 'Em High
(Boomslang/Import)
Eine Geisterstadt im wüsten Nirgendwo. In der sengenden Mittagshitze treten sich drei Raubeine gegenüber, die Blicke starr, die Finger am Abzug. High Noon im Dreieck. Als der Soundtrack einsetzt – ein schleppender Beat, eine schwerfällige Basslinie, dazu das Kojotengeheul einer Kontrabassklarinette – kommen die Drei in Bewegung. Langsam erwachen sie aus ihrer starren Spannung. Und tanzen. Es sind abstrakte, zuckende Bewegungen, dabei immer im Fluss; Pina Bausch trifft Breakdance trifft Twist. Der Pole Bond spielt seinen zweiseitigen Bass mit Slide am Greiffinger, dazu gelegentlich Kalimba. Lucien Dubuis aus der Schweiz ist der Mann an Saxophon und Kontrabassklarinette, für den Puls und mehr ist Alfred Vogel verantwortlich, cooler Kopf und umtriebiger Netzwerker der Avantgarde. Man möge diese Musik „low-western-rock blues jazz soul punk … oder sonst wie nennen“, steht in der Bedienungsanleitung zu diesem Album. Für die Band ist der Name Programm: HANG ‚EM HIGH. Dafür muss man den gleichnamigen Clint-Eastwood-Western von 1968 nicht kennen, nur erahnen. Jedenfalls gehen von dieser Musik und den Bildern, die sie lostritt, eine wahnsinnige Energie und trotzdem nervöse Ruhe aus. Widersprüchlich? Nicht hier. Was hier vor allem höher gehängt wird, ist die Messlatte für eine moderne Avantgarde.