Helge Lien Trio
10
(Ozella/Galileo MC)
Traurig rinnen Tropfen die Scheibe hinab. Doch so stereotyp skandinavo-melancholisch, wie das Cover des neuen Helge-Lien-Albums daherkommt, ist die Musik darauf keinesfalls. Der umtriebige Norweger, nicht zuletzt dank seiner Platten mit Adam Badych europaweit bekannt, pusht seine nordische Kammermusik mit „10″ auf ein neues Level. Es ist natürlich das zehnte Album des Trios, das den Weggang von Gründungsmitglied Frode Berg problemlos verkraftet hat: Für den Bassisten fand man in Mats Eilertsen würdigen Ersatz. Liens Klavierspiel sprudelt noch immer so lyrisch-belebend wie ein Gebirgsbach, doch geht man auf diesem Doppelalbum mit einigen abstrakteren Songs neue Wege, darunter eine Solo-Kontrabass-Nummer („Before Now“) und ein Nik-Bärtsch-artiger Groove-Tune („Run“). Kein Grund, dem Pianisten zu zürnen, dass er Erroll Garners „Misty“ nur als Bonus-Download verfügbar macht: Dieses Trio ist so stark, dass es keine Coverversionen nötig hat.