Helmut Nieberle
Solo Jazzguitar
(Bobtale/bobtale.de)
Jazz ist Namedropping, manchmal sogar inflationärer als im oftmals gescholtenen Pop. Nach wie vor gilt: Nur was aus dem einst gelobten Traumland Amerika kommt, ist authentisch. Augen und Ohren öffnen da mitunter die „Blindfold Tests“, bei denen nur die Musik zählt und keine Fotos oder Namen das Urteil beeinflussen. Bei einem Album wie diesem würden viele spontan auf Barney Kessel tippen. Doch es stammt von dem leider viel zu früh im Februar 2020 mit 60 Jahren verstorbenen Gitarristen Helmut Nieberle, der als einer der Besten seiner Zunft in Europa galt. Dass nun seine Ehefrau auf „Niebs“ Hauslabel Bobtale Records eine Soloreminiszenz mit Aufnahmen von 2001 bis 2020 zusammengestellt hat, ist eine überfällige Würdigung seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, die er selbst zu Lebzeiten nicht mehr in Angriff nehmen konnte. Obendrein zeigt es Nieberle als technisch brillanten Meister des Vermittelns unaufdringlicher Schönheiten, aber auch als feinsinnigen Komponisten. Sogar sein allerletztes Konzert am 2. Februar 2020 ist dabei.