Hely
Jangal
(Traumton/Indigo)
Wer gerne zum Zwecke der Entspannung eine silberne Scheibe in den Player schiebt und die daraus fließenden Klänge mit gedimmter Lautstärke vor sich hindudeln lässt, der sollte alles nehmen, bloß nicht „Jangal“ (Farsi für Dickicht). Denn das Schweizer Duo Hely um den Pianisten Lucca Fries und den Schlagzeuger Jonas Ruther nervt. Es lässt einen nicht in Ruhe mit seinen anschwellenden ostinaten Figuren, den zuspitzenden Stakkati, den tranceartigen Strudeln. Man wehrt sich, bis irgendwann der Widerstand bricht. Dennoch gewähren Fries und Ruther – jeder beherrscht das Instrument des anderen – gnädigerweise in atmosphärischen Passagen Erholung. Aber selbst eine ruhigere Nummer wie „Dwand“ dringt irgendwann bis zur äußersten Schmerzgrenze vor. Fries und Ruther bedienen sich dabei aus dem klassischen Minimalismus ebenso wie aus der Spiritualität Coltranes, ohne sich stilistisch daran festzurren zu lassen. Aus dem ehemaligen Trio, dem der Bassist davonlief, entstand eine Art mentale Symbiose, die verstört, aber beim genauen Zuhören doch überraschen kann. Musik wie ein Urwald mit giftigen Schlangen und einem großen Ameisenhaufen.