Hiromi's Sonicwonder
Sonicwonderland
(Concord/Universal)
PRO
Der Name hält, was er verspricht: Für ihr inzwischen zwölftes Studioalbum begibt sich die Klaviervirtuosin Hiromi in eine Landschaft voller sonischer Überraschungen. Zum ersten Mal seit ihrer 2007er-Einspielung „Time Control“ macht die Japanerin dabei reichlich Gebrauch von Synthesizern – und hat hörbar Spaß an klassischen Moog-Sounds, 8-Bit-Videospielklängen oder Zawinuleskem. Manchmal, wie im Titelstück mit seinen augenzwinkernden Acid-House-Rave-Anspielungen, klingt das dann so, als habe Zini das Wuslon den Bebop für sich entdeckt. Unbestreitbar großartig ist Hiromis neues Quartett mit Hadrien Feraud (E-Bass), Gene Coye (Drums) und Adam O‘Farrill, der als zeitgenössischer Trompeter im Gefolge eines Ambrose Akinmusire und dank kluger Effektnutzung jeden seiner Töne zu einem sonischen Wunder werden lässt.
Josef Engels
KONTRA
Eigentlich wäre es eine ganz ordentliche Platte geworden, die mit pluckernden Riffs vom E-Bass, shuffelnden Schlagzeuggrooves und einer so nonchalant phrasierten Trompete vieles enthält, was das Herz eines Jazz-Fusion-Fans höher schlagen ließe. Wäre da nicht die japanische Pianistin und Keyboarderin Hiromi Uehara, die ja seit jeher das Zirzensische in ihrem Spiel auf den Tasten betont. Das ist bei „Sonicwonderland“ nicht anders: Hiromi nagelt ihre Linien so hart an die akustische Wand, dass alle Lockerheit, Spaß und Lässigkeit schon im Keim erstickt werden. Für die einen mag Hiromis Videospiel-Synthie-Gezirpe lustig klingen, für die anderen aber ist es einfach nur nervtötend banal. Und Oli Rockbergers Gesang klingt in „Reminiscence“ so, als wäre K-Pop nun bei den erwachsenen Tokioter/-innen angekommen – einfach grotesk!
Martin Laurentius