Holger Czukay

Reissues

(Grönland/Rough Trade)

Technical Space Composers Crew
Canaxis 5
Holger Czukay
Movies
Holger Czukay/Jah Wobble/Jaki Liebezeit
Full Circle
Holger Czukay
Der Osten ist rot
Rome Remains Rome
Radio Wave Surfer
Moving Pictures

Holger Czukay – Der Osten ist rot (Cover)

Kaum ist der Mann tot, rollt die Wiederveröffentlichungs-Welle seiner wichtigsten Werke. Die Auswahl der Solo-Platten von Holger Czukay, zu Ehren gekommen als Bassist der legendären Can, ist ziemlich komplett. Aber eben nicht ganz: So fehlt zum Beispiel die wichtige Platte „On The Way To The Peak Of Normal“ mit der Beteiligung von Harry Rag (s. Jazz thing 125). Die meisten Alben gibt es auch auf Vinyl, „Moving Pictures“ aber nicht. Bevor der geneigte Fan drauflos kauft, sollte er sich also gründlich informieren. Czukays Solo-Karriere (Ausnahme: Das Frühwerk „Canaxis 5″) kam in Gang, als er Can verlassen hatte. Auf dem Erstling „Movies“ flirtete er mit Disco („Cool In The Pool“) und Breitwand-Sinfonik („Hollywood Symphony“), später machte Czukay Anleihen bei der chinesischen Nationalhymne („Der Osten ist rot“) oder spielte mit den alten Can-Kumpels Jaki Liebezeit und Michael Karoli „Hey Baba Reebop“ („Rome Remains Rome“), Live-Aufnahmen aus Berlin und Frankfurt füllen die zweite Seite von „Radio Wave Surfer“. Dieser Albumtitel bezieht sich natürlich auf Czukays Vorgehensweise, der nicht nur ein genialer Sample-Monteur war – und zwar in prädigitalen Zeiten mit Tonband und Rasierklinge –, sondern eben gerne auch auf der Mittelwelle durchs Radio surfte, um allerlei merkwürdige Klänge in seine Musik einzubauen. Dass der Mann zeitlebens neuen Sounds gegenüber aufgeschlossen blieb, unterscheidet ihn deutlich vom Gros seiner Zeitgenossen. Und so sind auch die Platten, die er allein oder mit unterschiedlichen Weggefährten von David Sylvian bis Conny Plank eingespielt hat, ein zeitloses Abenteuer geblieben. Meistens kann man sie gar nicht klar terminieren: Sie könnten ebenso gut heute wie vor 50 Jahren entstanden sein. Die himmlischen Heerscharen von Hendrix bis Prince dürften sich von ihm bestens unterhalten fühlen.

Text
Rolf Thomas
, Jazz thing 126

Veröffentlicht am unter Reviews

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