Iiro Rantala
Mozart, Bernstein, Lennon
(ACT/edel)
PRO
Ein Orchester ist Luxus. Und Iiro Rantala gönnt sich den Genuss, sich mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen dem C-Dur-Klavierkonzert KV 467 von Meister Mozart zu widmen. Er hat als ausgebildeter Klassiker die nötige Kompetenz, um sich in Flow, Anschlag und musikalischem Gestus der Vergangenheit zuzuwenden, sie aber in den Kadenzen mal wuchtig ausgreifend, mal dezent swingend zu modifizieren. Geklammert wird das Herzstück des Bremer jazzahead!-Konzerts 2017 von Originals, der jovialen Adaption von Bernsteins „Candide“-Ouvertüre und Lennons Weltgeist-Hymne „Imagine“. Als Programmdramaturgie über einen Abend hinweg ergibt das eine bildungsbürgerlich verschmitzte Mischung, die humorvolles Phrasing mit brillantem Spiel und reichlich Rantala-Pathos verknüpft.
Ralf Dombrowski
KONTRA
Iiro Rantala hat seinen „Mozart“ gefressen. Was die technische Beherrschung betrifft, so stellt Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur keine Herausforderung für den finnischen Pianisten dar. Doch ist es durchaus eine berechtigte Frage, ob Rantala diese Mozart-Komposition überhaupt verdaut hat, so raumgreifend selbstverliebt, wie er durch die drei Sätze fegt und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen nur hasenfüßig hinterherhecheln kann. Auch die anderen Orchesterstücke der live in Bremen bei der letztjährigen jazzahead! aufgenommenen CD sind eher ein unausgegorener Mix aus schwülstigem Pathos und technischer Exekution. Nur die Konzerteröffnung, Rantalas solo gespielte Hommage an den E-Bassisten Pekka Pohjola (Vater vom Trompeter Verneri) lässt erahnen, was aus diesem Konzert hätte werden können.
Martin Laurentius