Ingi Bjarni
Farfuglar
(NXN Records/Naxos)
Das Leben auf einer Insel hat auch mit Entfernung und deren Überwindung zu tun. Ingi Bjarni nimmt Zugvögel auf sein Cover und in den Albumtitel „Farfuglar“, als Metaphern der Rastlosigkeit, aber auch der Wiederkehr. Die Musik des isländischen Pianisten und seines Quintetts knüpft ebenfalls an die Vorstellung von Weite an, sie wirkt kammerjazzig reflektiert, akustisch durchlässig, aber präsent. Das liegt zum einen an Jakob Eri Myhres samtener Trompete, die zwischen melodischer Geschmeidigkeit und präsenter Erzählkunst moderiert. Es hat zum anderen mit dem Kontrast zu Merje Kägus stellenweise verstockter Gitarre zu tun, die der sanften Ästhetik raue Passagen entgegenhält, außerdem mit der Fähigkeit der Band, sich in pathetisch-dynamische Klangräume zu steigern. Bjarni selbst ist dabei der mollmelodisch Reisende, der Impulse pianistisch umarmend über die Klangwelt des Nordens hinaus ein wenig entrückt in der Gesamtwirkung in die neun Kompositionen integriert.