Jack DeJohnette
Sound Travels
(eOne Music/Soulfood)
Nach rund 40 Jahren auf der Szene gibt Jack DeJohnette das Chamäleon. Der Drummer, der für Miles Davis ebenso auf dem Schlagzeughocker gesessen ist wie für Keith Jarrett und viele andere große Jazzer, nimmt das Motto seines neuen Albums ernst. Mit einer Riege prominenter Musiker begibt er sich auf eine mit rund 46 Minuten knapp geratene Exkursion in ganz verschiedene musikalische Landschaften. Nach einer introspektiven Ouvertüre stellt DeJohnette den Kompass auf die Karibik und verbreitet mit Unterstützung der singenden Bassistin Esperanza Spalding und dem Percussionisten Luisito Quintero Salsa- und Calypso-Feeling, bevor er mit Hilfe des Sängers Bruce Hornsby und einer ungewohnten Melange aus Pop, Country und Blues mitten hinein in die USA führt. Bobby McFerrin, der seine Vokalkunst im Trio mit Quintero und DeJohnette am Piano Latin-inspiriert zelebriert, und Gitarrist Lionel Loueke, der mit perkussiven Fills afrikanische Klänge anschlägt, sind weitere Lotsen durch die Klanggebiete. Am Interessantesten wird die Reise aber immer dann, wenn DeJohnette in seinem ureigenen Metier, dem schnörkellosen Mainstream-Jazz, Station macht. Da beweisen dann großartige Kollegen wie der Saxofonist Tim Ries, Pianist Jason Moran und Trompeter Ambrose Akinmusire, von DeJohnette mit druckvollem und differenziertem Drumming angespornt, dass es nicht unbedingt der Folkloristik bedarf, um starke Musik zu machen.