Jamaaladeen Tacuma & David Murray

Rendezvous Suite

(Jazzwerkstatt/Records)

Jamaaladeen Tacuma & David Murray - Rendezvous SuiteJeder kennt Jamaaladeen Tacuma, jeder kennt David Murray. Wer sich ernsthaft mit Jazz beschäftigt, der weiß um beider Besonderheiten. Hier der Bass-Harmolodiker, der Mann für den intellektuellen, den verqueren Funk, da der Saxofon-Bürgerrechtler aus der Loft-Scene, bei dem jeder Ton eine Bedeutung besitzt und nichts belanglos klingt. Zwei Eckpfeiler des zeitgenössischen, amerikanischen Jazz. Doch wenn beide beschließen, ein tiefgründiges und gleichzeitig eingängiges Projekt wie die „Rendezvous Suite“ auf die Beine zu stellen, dann entstehen Dinge, mit denen niemand rechnet. Tacumas und Murrays Musik groovt ungeheuer, ohne auch nur eine Sekunde auf die Abzocker-Mechanismen des Pop zurückzugreifen. Sie treibt pausenlos, sowohl physisch wie psychisch, fasziniert und hypnotisiert. Und sie bleibt, einmal gehört, wie ein Stempel im Unterbewussten haften. Eine Schlüsselrolle in diesem wundersam fluktuierenden Prozess spielt Murrays Sohn Mingus, ein „Art Nouveau Rockstar“ (Selbstbezichtigung), der mit seiner kantigen, farbigen Gitarre wie ein Irrwisch die Gedanken der Protagonisten, ihre sozialen und künstlerischen Profile formatiert und zusammenführt. Mit einem bestechenden Resultat: eine CD, die jede Relevanzdiskussion im Jazz ad absurdum führt. Wasser für die ausgetrocknete Seele und Nahrung für das leere Gehirn.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 94

Veröffentlicht am unter Reviews

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