Jazz at Berlin Philharmonic V
Lost Hero – Tears For Esbjörn
(ACT/edel)
Als Charlie Parker 1955 starb, sprühten die Menschen in New York „Bird Lives!“ an die Hauswände. Kein Jazzmusiker hat seither bei seinem Tod derartige Reaktionen ausgelöst. Bis Esbjörn Svensson 2008 bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Eine rein europäische Perspektive? Der schwedische Pianist galt als Erneuerer, als Revolutionär, nicht nur der klassischsten aller Besetzungsformen, sondern des gesamten Jazz. Seine genial einfachen, subtil ausformulierten Melodien besaßen die Sogwirkung von Rocksongs. Überdies prägte er eine Vielzahl von Kollegen. Auch der Pianist Iiro Rantala, der Gitarrist Ulf Wakenius, der Bassist Lars Danielsson, der Schlagzeuger Moren Lund und dessen singende Landsfrau Viktoria Tolstoy, eine Weggefährtin Svenssons, zählen dazu. Am 1. Oktober 2015 erinnerten die fünf in der Berliner Philharmonie an ihr Idol. Mit Themen wie dem hochemotionalen „Love Is Real“, dem träumerischen „Seven Days Of Falling“ oder dem immer noch wie ein Komet durchs All fegenden „Dodge The Dodo“ blieben sie nah am Original und doch zu jeder Sekunde authentisch. Herausgekommen ist dabei ein ebenso bewegendes Fanal für einen verlorenen Helden mit dessen faszinierenden Songs, bei dem man sich manchmal gewünscht hätte, dass auch Magnus Öström und Dan Berglund dabei gewesen wären. Esbjörn lives!