Theo Croker Quartet, Berliner Philharmoniker, Magnus Lindgren
Jazz At Berlin Philharmonic XII: Sketches Of Miles
(ACT/edel)
Mindestens zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Die eine kann sich, wenn sie auf die Doppel-CD „Sketches Of Miles“ mit dem Theo Croker Quartet (plus auf der zweiten CD einem 16-köpfigen Ensemble aus den Reihen der Berliner Philharmoniker) stößt, den Freuden einer Blütenlese hingeben und sich am schönen, runden Trompetenton von Croker ergötzen, an seiner lässigen Phrasierung und seiner enormen Spielruhe – kurz daran, dass er das tut, was man von einem Miles-Davis-Imitator erwartet. Aber damit hat sich auch schon die zweite Seele gemeldet, der die gar nicht mal so kleinen Unterschiede zwischen Adam und Eva, Original und Imitat doch schnell aufstößt. Mit der erweiterten Besetzung auf der zweiten CD öffnet sich ein Fenster in Richtung einer in den Harmonien des 19. Jahrhunderts verhafteten Festkultur, die einem bereinigten Repertoire des Jazz huldigt. Doch Jazz als Jazz zu respektieren, würde klingen wie Theo Croker vielleicht, wenn er Theo Croker spielt. Wer aber versucht, Jazz programmhefttauglich in Konzertformate einzubinden, als wäre Jazz einfach eine weitere Repertoiremusik, der entwertet den Jazz und sollte besser die Finger davon lassen. Sagt meine zweite Seele.