Jazzkantine

Mit Pauken und Trompeten

(Rap Nation/Indigo)

PRO

Jazzkantine – Mit Pauken und Trompeten (Cover)„Was ist Jazz?“, fragt die Jazzkantine zu Beginn ihres 14. Albums: „All das ist Jazz. So verschieden es klingen mag!“ Dann startet die Braunschweiger Band mit ihrem seit 25 Jahren bekannten, sehr entspannt fließenden HipHop-Jazz. Die langbewährte Besetzung mit Rapper Cappuccino, Gitarrist Tom Bennecke, Bassist Christian Eitner oder DJ Air-Knee bleibt dem Konzept treu, Gäste in die Küche zu laden, um den Sound frisch zu halten und kleine Kochexperimente zu wagen. Also genießen wir 2019 die Jazzkantine mit dem Posaunisten Nils Wogram, der De-Phazz-Vokalistin Pat Appleton und dem Culcha-Candela-Seitenprojekt Gorilla Funk. So sind die Beats weiterhin kraftvoll und die Hörner funky, aber in den Lyrics geht es um brandaktuelle Themen wie Helikopter-Eltern und Entschleunigung. Schön, dass die Jazzkantine weiterhin heiße Gerichte serviert.
Olaf Maikopf

KONTRA

Der Pressetext lügt nicht: Ein „angenehm abgehangenes Album“ habe sich die Braunschweiger Band zum Silberjubiläum gegönnt. In der Tat, die 15 Tracks pluckern dahin, ohne dass ein einzelner weiter auffiele, und taugen so auch als Balkon-Nachmittagsberieselung. Die Beats sind oldschool (sehr), die Bigband-Instrumentals brav (ein wenig). Nils Wogram setzt gefällige Posaunentupfer, Albert N‘Sanda schmachtet wie Xavier Naidoo und Cappuccino rappt leicht unbeholfene Gesellschaftskritik: „Im SUV in den Bioladen/denn die Kinder müssen heut‘ alles in Bio haben.“ All das ist kein bisschen schlimm – schließlich muss nicht immer Kendrick Lamar die Messlatte sein. Aber das hier erweckt den Eindruck, als habe sich HipHop in den letzten zwei Jahrzehnten keinen Millimeter weiterentwickelt. Wer das hört, hält auch die Fantastischen Vier für begnadete Rapper.
Jan Paersch

Text
Olaf Maikopf, Jan Paersch
, Jazz thing 130

Veröffentlicht am unter Reviews

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