Jihye Lee Orchestra

Infinite Connections

(Motéma/PIAS/Rough Trade)

Jihye Lee Orchestra – Infinite Connections (Cover)Sind Frauen womöglich die besseren Orchesterleiter? Während die Bigband-Zuchtmeister früherer Jahre Ellington, Basie und Kenton hießen, geben seit geraumer Zeit Protagonistinnen wie Maria Schneider, Monika Roscher, Maria Baptist, Barbara Bruckmüller und inzwischen auch Jihye Lee den Ton an. Auffällig. Vielleicht braucht es dazu die besondere Gabe, ganzheitlich zu denken, ungespielte Noten zu hören und unorthodoxe Lösungen in Betracht zu ziehen, mit der nicht jede/jeder so gesegnet ist wie die Südkoreanerin Lee. Ihre Arrangements gleichen einer Wundertüte voller Überraschungen. Die Musik pulst unaufhörlich, mit ihrer natürlichen Autorität balanciert sie die frenetische Virtuosität ihres Klangkörpers (unter anderen mit Trompeter Ambrose Akinmusire) aus und erweist sich als idiosynkratische, persönliche und unerschrockene Geschichtenerzählerin. „Infinite Connections“ handelt vom schweren Leben von Lees Großmutter, die eine lebenslange Traurigkeit in sich trug. Es gibt einfachere Vorgaben für großorchestrale Werke. Gerade deshalb ist dieses Album so großartig geworden.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 154

Veröffentlicht am unter Reviews

jazzfuel
CLOSE
CLOSE