Jo-Yu Chen
Stranger
(OKeh/Sony)
Als taiwanesische Musikerin in New York gehöre sie zweifellos zu einer Minderheit und fühle sich oft sehr fremd, bekennt die Pianistin Jo-Yu Chen anlässlich ihrer Einspielung „Stranger“. Von allzu großem Fremdeln kann beim dritten Album der Taiwanesin allerdings keine Rede sein. Souverän reiht sich Chen in die Riege junger Jazzpianisten ein, die weltweit die Grenzen zwischen klassischer Ausbildungsherkunft, regionalen Folklorismen und den Spielformen aktueller Musik aufheben. Anklänge von Bill Evans, Aki Takase, Fats Waller oder Brad Mehldau durchziehen das Album, hinzu kommt unter anderem die Bearbeitung eines chinesischen Volksliedes. Was die CD aber aus der mittlerweile unüberschaubar gewordenen Masse an Piano-Trio-Produktionen hervorhebt, ist die Wahl des Gaststars: Gitarrist Kurt Rosenwinkel sorgt in Stücken wie dem poprockigen „Art Of Darkness“ oder der funky Freibeuternummer „The Pirate“ für die entscheidende zusätzliche Würze.