Joachim Kühn Trio & Archie Shepp
Voodoo Sense
(ACT/edel)
Zwei seiner Aktivitäten der zurückliegenden Jahre bündelt Joachim Kühn in dieser CD, wobei er sie mit seinen musikalischen Wurzeln auf ebenso großartige wie innovative Weise zusammenführt: sein multikulturelles „Wüstenjazztrio“ mit Majid Bekkas und Ramon Lopez und seine Zusammenarbeit mit Archie Shepp. Die hatte 2010 in den Duoaufnahmen „Wo!Man“ einen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Man kennt sich lange und teilt eine Geschichte. Auf die verweist das Einstiegsstück: eine ausführliche und furiose Neuinterpretation von „Kulu Se Mama“, das Shepps Mentor John Coltrane 1965 zum Klassiker machte. Immer wieder hat Shepp die politische Komponente seiner Kunst hervorgehoben, in dieser 20-minütigen Tour de Force gibt er mit Kühn ein exzellentes Beispiel für künstlerische Relevanz. Erdig, virtuos und unter Einbeziehung der Gesänge und Originalinstrumente junger authentischer Musiker des Schwarzen Kontinents verlängert Shepp schneidend seinen Cry in unsere Gegenwart mit Kühn auf absoluter Augenhöhe. Vom Start weg hört man, wie zwei sich etwas zu sagen haben: substanziell, spielfreudig und mit mächtigem Ton. Das alles erfolgt auf einer weltmusikalisch erweiterten Folie und lässt nicht die kleinste Idee von Weltmusik-Kleisterei aufkommen. „Voodoo Sense“ zielt auch im Fortgang der Ereignisse ohne Umwege direkt auf die Seele und klingt kein bisschen ambitioniert, weil sie so schlüssig ist. Was für ein mächtiger Dialog der Kulturen!