John Abercrombie Quartet
39 Steps
(ECM/Universal)
John Abercrombie gehört zu den Musikern, die man fordern muss, aber nicht überfordern darf. Denn beides führt zum selben Resultat, dem Rückzug des Künstlers in die gestalterische Konventionalität. „39 Steps“ gelingt es, diese fragile Balance zu halten und den 68-jährigen Gitarristen aus dem New Yorker Umkreis bestmöglich in Szene zu setzen. Das liegt zum einen an dem hervorragenden Quartett mit Pianist Marc Copland, Bassist Drew Gress und Drummer Joey Baron, die gerade genügend Rahmen bieten, damit Abercrombie seine melodischen Mäander und ziselierten Linien entwickeln kann. Es hängt aber auch mit den Kompositionen zusammen, die sich mit einem Hauch von Nostalgie an die eigenen stilprägenden 1970er-Jahre erinnern, dem sehr weit gefassten Motto einer Widmung an die cineastische Kraft von Alfred Hitchcock folgen und damit zwar Richtungen der Gestaltung vorgeben, sie aber nicht zementieren. „39 Steps“ ist damit ein kleines Resümee von Abercrombies Künstlerschaft auf dem Weg zum runden Geburtstag, bei dem das Quartett sich dem Flow der Musik überlässt und damit inspirierende Gelassenheit erschafft.