Jon Balke Siwan
Hafla
(ECM/Universal)
Gerade aus heutiger Zeit muss uns die Epoche des al-Andalus wie eine Art Utopia vorkommen, wie eine unwirkliche Welt. Denn im Süden Spaniens lebten die Kulturen und Religionen über lange Zeit friedvoll zusammen und beeinflussten sich in Bereichen wie Wissenschaft und Kunst gegenseitig. Schon zum dritten Mal entführt uns der norwegische Keyboarder und Komponist Jon Balke mit seinem Projekt Siwan in dieses vergangene Universum und kleidet Texte aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die von der Umayyaden-Prinzessin Wallada bint al-Mustakfi und Zeitgenossen stammen, in stimmige transkulturelle, zart pulsierende und tänzelnde Musik. Die ist manchmal ganz ätherisch und lässt Arabesken durch das Klangbild geistern, manchmal verdichtet sie sich zu Songs mit sachtem Popappeal. Oft spielt sie reizvoll mit Texturen. Und manchmal, wie beim letzten Stück, überschreitet sie leider die Grenze zum Kitsch.