Jon Balke Siwan
Nahnou Houm
(ECM/Universal)
Gerade in Zeiten wie diesen, in denen der Nationalismus global um sich greift, in denen präpotente Landesfürsten mit ihrem Machtgehabe die Welt unsicherer machen, ist eine Musik wie die auf „Nahnou Houm“ wichtig. Mit ihr will der norwegische Keyboarder und Komponist Jon Balke ein Zeichen setzen und verweist nicht zum ersten Mal auf das Reich des „Al Andaluz“, eine Region also, die zwar von maurischen Eroberern im 8. Jahrhundert eingenommen wurde, bis heute aber als bestes Beispiel dafür dient, dass unterschiedliche Religionen, Weltanschauungen und Kulturen über viele Jahrhunderte nicht nur friedlich koexistieren, sondern sich gegenseitig befruchten können. Balkes Musik, die einerseits mit historischen Instrumenten wie etwa der gestrichenen türkischen Laute Kemençe oder der Tombak-Trommel, andererseits von den Streichern von Barokksolistene eingespielt wurde, setzt von Anfang an großes Kopfkino frei, lässt einen Hörfilm laufen, der voller unaufdringlicher, aber überraschender Wendungen steckt. Da begegnen sich Orient und Okzident respektvoll, lauscht man gebannt den Texten, die zum Teil aus dem 12. Jahrhundert stammen und von der Sängerin Mona Boutchebak in mehreren Sprachen berührend vorgetragen werden.