Joo Kraus
JooJazz
(Künstlerhafen/edel)
Joo Kraus wird 50. Da hat sich genügend angesammelt, das man mal durchs Brennglas der Erfahrungen jagen kann. Wer den alerten Trompeter allerdings ausgerechnet jetzt auf den Jazz klassischer Prägung festnageln will, nur weil der Terminus im Titel seines Jubiläumsalbums vorkommt, der wird nach knapp einstündiger Hör-Rallye bedröppelt dreinblicken. Denn Kraus, der schon immer ganz oben auf der Fahndungsliste der Jazzpolizei stand, singt diesmal, bedient die Gitarre sowie den E-Bass und zeichnet für die Beats verantwortlich. Dies lässt bereits darauf schließen, dass es wieder mal kunterbunt wird. Mal rockt er sich durch „Almost Porn“, dann gibt es Ohrwurmtaugliches mit „If You Wanna Get Down“, etwas Latin mit „The Working Week“ oder eine Ballade („In My Dream“). Selbst wenn es tatsächlich mal swingt („1815″), sollte man nicht nur mit den Fingern schnippen, sondern dem flippigen Text Aufmerksamkeit schenken. Alle Songs sind Blitzeinfälle des gebürtigen Ulmers, wahnwitzige Ideen, die einem kommen, wenn man den Kopf um 360 Grad dreht. Ein durch und durch sinnliches Vergnügen.