Julia Hülsmann Quartet
Not Far From Here
(ECM/Universal)
Selbstlos: So ließe sich Julia Hülsmanns Haltung am ehesten beschreiben. Als Komponistin hält sich die Berliner Pianistin zurück, als Solistin tritt sie verhalten in Erscheinung und ihr langjähriges, so erfolgreiches Trio mit Marc Müllbauer (Bass) und Heinrich Köbberling (Drums) hat sie durch den Saxofonisten Uli Kempendorff offiziell zum Quartett erweitert. Das zeigt sich gleich im Opener „The Art Of Failing“, mit dem das neue Bandmitglied im Duo mit Hülsmann ausgiebig vorgestellt wird. Überhaupt fügt sich Kempendorff wie selbstverständlich ins dichte Gefüge des Trios, unterstreicht einerseits durch seine coole Phrasierung dessen melodisch-liedhaften Duktus, bürstet es aber auch mit expressivem Tonfall gegen den Strich. Gleich zweimal ist die Bowie/Metheny/Mays-Koproduktion „This Is Not America“ zu hören: einmal in einer poetisch-behutsamen Solointerpretation der Pianistin am Schluss der CD, dann in einer hinterher eingespielten Quartettfassung. Auch hier zeigt sich Hülsmanns Selbstlosigkeit: Mit wenigen Tönen skizziert sie den harmonischen Raum, überlässt aber Müllbauer das schlichte Thema, gefolgt von einem gleichermaßen nonchalant wie bissig phrasierten Solochorus Kempendorffs.