Julia Hülsmann Trio
Imprint
(ECM/Universal)
Musik für Bildungsbürger: Dank Julia Hülsmann wissen wir nun, was ein Oxymoron ist. Zumindest ansatzweise. Zwei sich gegenseitig ausschließende Begriffe bilden dabei eine rhetorische Figur. Ein Oxymoron könnte eine zeitlose Momentaufnahme sein wie dieses Album, ihr zweites bei ECM. Vielseitig und eindeutig, spannend und entspannend, offen und verdichtet, ekstatisch und ruhig, alt und neu. Ein fließender „Imprint“. Es spricht für die tiefe innere Stabilität des Trios der Berliner Pianistin und ihrer Dauerbegleiter Marc Muellbauer am Bass und Heinrich Köbberling am Schlagzeug, dass sie diesen keineswegs unproblematischen Balanceakt mit Hilfe ihres Produzenten Manfred Eicher bravourös gemeistert haben. Die drei präsentieren sich bisweilen noch ein Quäntchen reduzierter, noch eine Nuance lyrischer als auf ihrem viel gelobten Vorgänger „The End Of A Summer“ von 2008. Jeder der zwölf Songs kann befreit atmen, wirkt schlank, aber nicht zu mager, und verfügt über genügend Raum, um sich in alle Richtungen zu entfalten. Das Schönste dabei: Hülsmann vermeidet es, sich aufzudrängen. Sie mag keine vorgefertigten, berechenbaren Lösungen, sondern offeriert dem Hörer eine ganze Palette von Möglichkeiten, sie wahrzunehmen. Die CD hinterlässt einen Abdruck. Keine vergängliche Spur im Schnee, sondern eine fest zementierte.