Jussi Reijonen
Three Seconds / Kolme Troista
(Challenge/Bertus)
Musiker waren schon immer einen Schritt weiter. Während Staatenlenker Kriege anzetteln, basteln Kulturschaffende schon seit Jahrzehnten an einer Welt ohne Grenzen. Man mag dies angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage naiv nennen, aber gerade ein ambitioniertes Opus wie das des finnischen Gitarristen, Oudspielers und Komponisten Jussi Reijonen zeigt Möglichkeiten auf, wie vermeintlich Unvereinbares auf der Brücke der Toleranz zusammenkommen kann. Mit einem neunköpfigen Ensemble mit Musikern aus Jordanien, dem Irak, Palästina, der Türkei, Japan und den USA (unter anderen der Trompeter Jason Palmer, der Posaunist Bulut Gülen oder der Cellist Naseem Alatrash) schöpft Reijonens fünfteilige Suite aus einem tiefen Pool von Einflüssen einer Kindheit im Nahen Osten und Ostafrika sowie 13 Jahren in Amerika. Dabei kommunizieren die offenen Räume und die Stille der finnischen Arktis mit dem Maqam der arabischen Welt, dem rhythmischen Reichtum Afrikas und Indiens und dem Geist des amerikanischen Jazz. Reijonen sucht nach einer neuen musikalischen Syntax, indem er kulturelle Binaritäten herausfordert. Herausfordernd!