Kenny Werner
Solo In Stuttgart
(SWR Jazzhaus/Naxos)
Diese Aufnahme ist fast 30 Jahre alt. Sie entstand 1992 bei einem Radiokonzert in Stuttgart, als der SWR dort noch Süddeutscher Rundfunk hieß und der zuständige Redakteur Hans Thomas war. Der amerikanische Pianist Kenny Werner, damals 40 Jahre alt, präsentierte sich unbegleitet – das Solospiel war immer ein zweites kreatives Gleis für ihn seit seinen ersten Soloalben 1976 und 1980. Werner ist ein Meister der virtuosen Tastentechnik, sein Spiel sprudelt, sein Rhythmus wogt, seine Linien entwickeln sich harmonisch gefällig. Er verbindet Changes und Chorusform mit Jarrett’schem Fantasieren, wird mal bluesig, dann wieder pseudoklassisch. Das Thema des ersten Stücks („Dolphin Dance“) erscheint erst nach fast zehn Minuten seiner strömenden Einfälle. Beim folgenden Stück lässt er das Thema gleich ganz weg und gibt ihm dann einfach einen neuen Namen. Stücke von Pianokollegen (Hancock, Evans, Brubeck) und Jazzstandards bilden die Grundlage. Schwärmerisch-sentimental wird es im sogenannten „Anniversary Waltz“, einer bekannten slawischen Melodie („Donauwellen“).