Kenny Wheeler / Alan Skidmore
Swiss Radio Days: Jazz Live Trio Concert Series,Vol. 28
(TCB/Challenge)
Kaum zu glauben: Es gab mal eine Zeit, in der der Jazz nicht mit Kuhglocken, Pappnasen oder einem verswingten Pop-Hit um Aufmerksamkeit rang und die Ingredienzien eines guten Konzertes leicht zusammenzustellen waren. Man nehme ein eingespieltes Rhythmustrio und lade einen namhaften Gast dazu ein. Auf dieser Basis haben sich die „Jazz Live Trio Concert Series“ des Schweizer TCB-Labels längst als musikalische Schatztruhe etabliert. Nummer 28 beschäftigt sich mit zwei der wichtigsten Vertreter des britischen Jazz, Kenny Wheeler und Alan Skidmore. Beide ließen sich zwischen 1978 und 1980 in Zürich in das Rhythmus- und Harmoniesprungkissen von Klaus König (Piano), Peter Frei (Bass) und Pierre Favre respektive Peter Schmidlin (Drums) plumpsen. Das Resultat gehört mit zu den stärksten Aufnahmen der gesamten Serie, wenn nicht sogar beider Diskografien. Keineswegs, weil es sich um notenarchitektonische Großtaten handelt, sondern weil es kaum Tondokumente gibt, in denen beide handwerklich derart zu überzeugen wissen. Wheeler, der sich heute fast nur noch über das Flügelhorn artikuliert, spielte eine jugendlich frische, warme, sinnliche Trompete mit ungeheurer Dringlichkeit. Skidmore dagegen interpretierte sein großes Idol Coltrane nie eigenständiger. Über 30 Jahre alt, aber moderner und origineller als vieles, was heute unter „Jazz“ firmiert.