Ketil Bjørnstad
Images/Shimmering
(Grappa/Galileo M.C.)
Ketil Bjørnstad saß im Osloer Propeller-Studio an einem Bechstein, es war bereits der späte Oktober 2014. Mit ihm war nur der Techniker Mike Hartung im Haus, und der Pianist bereitete sich musikalisch assoziativ auf den langen skandinavischen Winter vor. „Images“ entwickelte sich zu einem sanft melancholischen, dezent von Debussy bis zu Tango-Ahnungen inspirierten Solo-Programm, das improvisierend 16 überwiegend neue Kompositionen durchlief. „Shimmering“ wiederum wurde unbegleitet vor kleinem Publikum auf einem anderen Bechstein-Flügel in Hønefoss gespielt, diesmal im Frühling 2012 und damit eigentlich fröhlicher gestimmt, für den Künstler allerdings emotional durch das Breivik-Trauma des Vorjahres eingefärbt. Es klingt episodenhafter, dabei energischer als die „Images“, ohne aber über einzelne Spitzen des Dynamischen und motivisch weiter Ausgreifenden hinauszugehen. Zwei Seiten von Ketil Bjørnstad, zu einem Doppelalbum geklammert, die beide den Blick mehr nach innen oder in die Ferne als auf Konkretes richten, für seine Kunst nicht überraschend, aber von einer Emphase getragen, die der Traurigkeit Schönheit abgewinnt.