Kiesewetters Gammarama
The Mission
(Unit Records/Harmonia Mundi)
Der geneigte Jazzfan kauft heute viel lieber Namen, anstatt sich auf Unbekanntes, Neues einzulassen. Die Frage sei erlaubt: Wer hätte dem Augsburger Saxofonisten und Klarinettisten Jan Kiesewetter ein Ohr geschenkt, wenn dies nicht vor fast genau drei Jahren die „Jazz thing – Next Generation„-Reihe getan hätte? Mit seinem Zweitling „The Mission“ liefert der 33-Jährige jetzt den eindrucksvollen Beweis für die plumpe, aber immer noch wahre These, dass Stillstand tatsächlich Rückschritt bedeutet. Kiesewetters enormes kompositorisches Potenzial und sein markanter, erdiger Ton am Tenor und Soprano haben sich hörbar weiterentwickelt und fallen hier auf den fruchtbaren Boden einer extrem spielfreudigen Combo um Bernhard Huber (Gitarre), Uli Fiedler (Bass) und Tilman Herpichböhm (Drums). Die Stücke, vor allem die dreiteilige „The Mission Suite“, grooven, pulsen, treiben und verstärken damit den erzählerischen Gestus Kiesewetters. Gammarama sind ein echter Rohdiamant und der klingende Beweis, dass sich Mut zum Risiko auch 2017 durchaus lohnen kann.