Kurt Rosenwinkel
Plays Piano
(Heartcore Records/Bertus)
Die Pandemie hat neben Delta und Omikron im Jazz eine Welle intimer Soloeinspielungen ausgelöst. Der im ersten Coronajahr aufgenommene Alleingang von Kurt Rosenwinkel stellt allerdings eine Besonderheit dar: Der zu den weltweit wichtigsten Improvisatoren auf seinem Instrument zählende Wahl-Berliner griff nicht zur Gitarre – sondern setzte sich alleine ans Klavier. Mit „Plays Piano“ zeigt der US-Amerikaner, dass er auch durchaus eine Karriere als Pianist hätte machen können. Die Nummern, die zum Teil auch schon auf Rosenwinkels regulären Alben zu hören waren, haben es nämlich in sich, was die Unabhängigkeit der Hände und rhythmische Finessen angeht. Nur einmal spielt der Gitarrist das Klavier stockend: Im Stück „For Dad“, das seinem verstorbenen Vater Lester gewidmet ist, dessen leichtherzig-improvisiertes Pianospiel den Sohn nachhaltig prägte.