Landgren / Wollny / Danielsson / Haffner
4 Wheel Drive
(ACT/edel)
PRO
Laut Wikipedia wird Allradantrieb in Fahrzeugen verbaut, die für einen Einsatz in schwierigem Gelände oder auf unbefestigten Wegen konzipiert wurden. Mit Ausnahme von vier Eigenkompositionen sind Posaunist/Sänger Nils Landgren, Pianist Michael Wollny, Bassist/Cellist Lars Danielsson und Drummer Wolfgang Haffner auf gut geteertem Geläuf unterwegs. Aber was die Mitglieder dieser Supergroup aus Stücken von Sting, Paul McCartney, Billy Joel oder Phil Collins machen, würde auch einem Walter Röhrl zur Ehre gereichen: Mit reharmonisiertem Eigensinn, präpariertem Flügel und Sinn für tonale wie emotionale Schlaglöcher steuern sie „Lady Madonna“ krummtaktig nach New Orleans, machen aus „That’s All“ einen düsteren Trip und fahren selbst „Another Day In Paradise“ nicht gegen die Wand. Da steigt man gerne ein, um sich schütteln zu lassen.
Josef engels
KONTRA
Sie ist eine Erfindung der 1970er: die Supergroup. Das Rezept: Man stecke große Stars zusammen in eine Band. Meistens kommt dabei Musik heraus, die weniger ist als die Summe ihrer Teile (West, Bruce & Laing). Die All-Star-Band, die hier ihr Debüt gibt, bestätigt die Regel. Was sich die vier Jazzstars dabei gedacht haben, Songs von Phil Collins („Another Day In Paradise“, zu dem Diedrich Diederichsen einst richtig angemerkt hat, dass er sich von einem Multimillionär wie Collins nicht über Obdachlosigkeit aufklären lassen möchte), Paul McCartney, Sting und Billy Joel aufzunehmen, erschließt sich ganz und gar nicht. „Lady Madonna“ klingt bieder wie von einer Rentnerband, „That’s All“ von Genesis ist schon im Original kaum zu ertragen und von Meisterwerken wie Billy Joels „Just The Way You Are“ sollte man einfach die Finger lassen. Wenn dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.
Rolf Thomas