Larry Young
In Paris – The ORTF Recordings
(Resonance Records/H'Art)
In den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts war Paris die gelobte Stadt, ein Fluchtpunkt für afroamerikanische Jazzmusiker, die hier Anerkennung fanden, eine florierende Clubszene, ein aufnahmebereites Publikum. Und mit dem ORTF eine Rundfunkanstalt mit engagierten Produzenten, die ihren Ehrgeiz darin setzten, dem französischen Publikum die neuesten Neuigkeiten des Jazz brandheiß vorzuspielen. Eine solche Neuigkeit war 1965 auch der Organist Larry Young, ein Musiker, der den modalen Jazz von John Coltrane und McCoy Tyner auf die Hammondorgel übersetzte und sein Instrument auf die Höhe der Zeit brachte. Die nun erstmalig veröffentlichten Mitschnitte aus dem Paris der Jahre 1965 und ‚66 schließen eine Lücke: Sehr schön lässt sich nachhören, wie ein Monolith unter den Musikern an den Gitterstäben seiner Musik rüttelt, bevor er wenig später – nach einigen Sessions mit der Band von Miles Davis – seine Freiheit in der Tony Williams Lifetime findet, mit der er um das Jahr 1970 herum sein eigenes Stück Jazzgeschichte schreibt.