Laura Winkler & Wabi-Sabi Orchestra
Paper Clips
(Traumton/Indigo)
Gute Professoren machen Mut. Nadia Boulanger war so ein Fall, die Grande Dame in Paris, die die Musikwelt des 20. Jahrhunderts als Pädagogin entscheidend geprägt hat. John Hollenbeck macht aber in Berlin auch keinen schlechten Job. Selbst gerne mit Large Ensemble unterwegs, unterstützt er Studentinnen wie die Sängerin und Komponistin Laura Winkler, sich ebenfalls an der großen Form zu versuchen. Ihr Wabi-Sabi Orchestra ist ein eigenwillig irrlichterndes Klanggewächs, dass in vielen verschiedenen Töpfen wurzelt. Ein Hauch Elektronisches findet sich, Anklänge an Stimmsätze aus der Singers-Unlimited-Tradition, ein wenig avantgardeske Dissonanz, irgendwann muss auch die Elegik à la Stanko Pate gestanden haben. Nicht jeder Ausflug ins Experimentelle, Schwebende wirkt bis ins Detail stimmig, die textliche Orientierung an den Parallelwelten Murakamis entrückt auch zuweilen ins Enigmatische. Aber besser Rätsel aufgeben, als zu verständlich zu sein, vor allem, wenn man sich als Neuling im Geschäft anschickt, ein Profil zu erarbeiten.