Lisa Wulff Quartett
Wondrous Strange
(Laika/Rough Trade)
Das gerne für Bassisten verwendete Synonym „Tieftöner“ verliert nach Lisa Wulffs zweitem Album ein wenig an Strahlkraft. Zwar verwendet die Hamburgerin bei der Interpretation ihrer abwechslungsreichen Eigenkompositionen auch einen normalen Kontrabass. In Stücken wie „In My Head“ oder „Far Beyound Your Eyes“ kommt jedoch ein Sopranbass zum Einsatz, eine elektrische Bassgitarre mit einem weiten Klangspektrum bis hin zur Gitarre ausgestattet und eine Oktave höher gestimmt. Nicht die einzige Finesse, mit der Wulff Aufmerksamkeit erregt. Die 27-Jährige verwendet überdies einen sogenannten Oktaver, ein Effektgerät, das die Töne doppelt. Wem dies alles ein bisschen zu viel Brimborium ist, der mag sich damit beruhigen, dass die Musik jede Menge Tiefen, Kanten, Winkel, Geheimgänge zwischen Groove, Avantgarde, Ballade aufweist. Vor allem an der unbefangenen, klischeefreien Spielhaltung von Tenorsaxofonist und Flötist Adrian Hanack, Pianist Martin Terens (auch am Fender Rhodes) und Drummer Silvan Strauss verdankt der Silberling seine authentische, jugendliche Frische. Oder, um den Titel wörtlich zu nehmen: etwas wundersam Fremdes. Mehr davon!