Lisette Spinnler

Sounds Between Falling Leaves

(Neuklang/in-akustik)

Lisette Spinnler – Sounds Between Falling Leaves (Cover)Es gibt Leute, die genießen es, sich ihren November noch dunkler, noch auswegloser, noch einsamer ausmalen zu lassen. Wenn sich die Bäume entleeren, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, Ruhe und Kälte einkehren, dann verstärkt Lisette Spinnler diese melancholische Grundstimmung noch mit ihrer aktuellen CD. Programmatisch beschäftigt sich die Schweizer Sängerin natürlich mit dem Herbst, der in der Literatur häufig auch als Metapher für den nahenden Tod herhalten muss. Sie verleiht dem Verlust ein greifbar klangliches Bild, gibt sich sinnlich und verletzlich, haucht, lässt ihre Stimme matt schimmern, vertont zwei Poems der sagenumwobenen britischen Dichterin Emily Brontë (1818 bis 1848), phrasiert in ihrer eigenen Klangsprache („Dancing Boy“) und moduliert jeden Song wie ein Aquarell von Cézanne. Dass dieses ambitionierte Unterfangen gelingt, liegt vor allem an der kollektiven Brillanz ihrer Working-Band um Stefan Arby (Piano), Patrice Moret (Bass) und Michi Stulz (Drums). Sie garantiert eine dynamische Balance, in der Lisette Spinnler zärtlich-melancholisch mäandern kann.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 121

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025