Little Annie
Trace
(Tin Angel/Indigo)
Ein bisschen rauer klingen die Stimmbänder der ehemaligen On-U-Sound-Ikone inzwischen und bei manchen Songs setzt sie sehr bewusst darauf. Aber das neue Album schillert auch in ganz anderen Farben, denn Little Annie schlüpft in so verschiedene Rollen, wie sie ihre musikalischen Kollaborateure auswählt. Noch einmal hat sie einen Song, natürlich leicht verrucht und spooky, mit ihrem langjährigen Begleiter Paul Wallfisch aufgenommen, das Electrotrio Opal Onyx lieferte anderswo dubbige Schleifen, doch für das Gros des Materials stand ihr der kanadische Jazzer Ryan Driver zur Seite und organisierte eine perfekte Gästeliste für das Studio in Toronto. Er hat laut Annie auch dafür gesorgt, dass sie sich mal als weiblicher Crooner betätigt: „He took me out of my comfort zone and forced me to be pretty, as I do tend to slip into growling.“ Doch auch wenn sie sich an einem Standard betätigt, der von Billie Holiday bis Ella Fitzgerald gecovert wurde, und Klangfarben für eine Cocktailbar hervorzaubert, singt Little Annie ihren Song nicht einfach nur, sie performt mit allen Regeln ihrer Kunst – und dazu kann auch ein gealterter Contralto beitragen.