Lonnie Holley

Oh Me Oh My

(Sub Pop/Cargo)

Lonnie Holley – Oh Me Oh My (Cover)Lonnie Holley ist ein Poet der besonderen Art. Wie in den besten Zeiten der sogenannten Jazzpoetry hält der 72-Jährige der Welt mit seinen Texten den Spiegel vor. Auf ein Genre möchte er sich dabei nicht festlegen. Zwar lassen sich Parallelen zu Leon Thomas, Gil Scott-Heron, den Last Poets, Moor Mother oder A Tribe Called Quest zwar finden, doch Holley treibt auf einem Strom der freien musikalischen Intuition. Diese Musik ist umso mehr Jazz, weil sie nichts weniger als Jazz sein will. Moor Mother drückt einigen der Songs auch ihren Stempel auf und setzt mit ihrem expressiven Alt einen aufmüpfigen Kontrast zu Holleys eher feminin wirkenden Stimme. Weitere Gäste sind Justin Vernon von Bon Iver und Michael Stipe. Die Texte scheinen aus einem Paralleluniversum zu kommen. Manche erscheinen so simpel, dass man den Kopf zu schütteln geneigt ist, bis man sich ihrer tiefen Wahrheit gewahr wird, die in unserer immer komplexeren Welt nur kaum noch jemand so auszusprechen wagt. So gesehen ist Holley vielleicht einer der letzten großen Poeten des Jazz.

Text
Wolf Kampmann
, Jazz thing 148

Veröffentlicht am unter Reviews

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